Im letzten Jahr habe ich durch diesen Blog über 100(!) Kontaktanfragen erhalten – was mich sehr freut, ich beantworte jede einzelne!
Gut die Hälfte davon drehte sich darum, ob ich nicht die ein oder andere Adresse eines verlassenen Ortes herausgeben könnte, bzw. wie ich die genauen Adressen der „Lost Places“ überhaupt finde. Deswegen nun hier eine „Anleitung“, wie man die begehrten Adressen und Koordinaten ausfindig macht, obwohl nicht gern darüber geredet wird.
Direkt zur Zusammenfassung.
Disclaimer: Ich werfe natürlich nicht wild mit Adressen um mich – habe aber auch kein Problem damit hin und wieder Adressen zu tauschen, wenn die Anfrage vernünftig geschrieben ist. Haben die meisten anderen Urban Explorer übrigens auch nicht. Mir geht dieser weit verbreite Adressen-Geiz ein wenig auf den Keks.
Lost Places finden: Im Internet
Teil der Urban Exploration-Community werden
Der wohl effektivste und wichtigste Tipp, den es zu beherzigen gilt: Mittlerweile finde ich mindestens die Hälfte der Adressen meiner „Lost Places“ durch andere Urban Explorer aus NRW. Danke sehr, liebe Freunde! :)
Wer selbst Fotos von verlassenen Orten postet, wird öfter angeschrieben. Wer viel kommentiert, ist bald kein Fremder mehr. Und natürlich bekommt man auch eher eine Adresse genannt, oder ein Angebot beim nächsten Urbex-Trip mal mitzukommen, wenn man selbst schon einige Bilder von „Lost Places“ zu bieten hat. Logisch.
Eine Adressenanfrage der letzten Zeit:
Ich würde gerne Fuß fassen in der Szene, weiß aber nicht genau wie ich mich dort einbringen kann. Zwar konnte ich durch mehrstündige Recherchen Orte ausfindig machen, allerdings sind die meisten Infos darüber schon wohl zu veraltet. Kannst du mir vielleicht Tipps geben, wie ich da noch mehr Erfahrung sammeln könnte?
Fotos und Beschreibungen analysieren
Es gibt unzählige Urbex-Gruppen auf Facebook, dazu viele Websites, Youtube-Kanäle und auch ein paar Foren zu dem Thema: Und wo Fotos von „Lost Places“ veröffentlicht werden, sind immer auch Informationen zu ihrem Standort zu finden. Man muss sie nur sehen. Allein die Fotos und deren Beschreibungen geben oft schon erste Hinweise.
Mit den vorhandenen Infos wird dann weiter recherchiert: Auf dem Foto ist ein großer Schornstein zu sehen? Ein Nummernschild? Ein Schild in englischer oder russischer Sprache (ist bei alten Kasernen oft der Fall)? Ist der Ort schon lange oder erst seit ein paar Wochen verlassen? Wurden die Bilder in einer gebietsspezifischen Gruppe (z.B. Lost Places NRW o.Ä.) veröffentlicht?
Mit all diesen Infos kann man weiter recherchieren. Und so lässt sich fast immer(!) zumindest der grobe Standort ermitteln. Manchmal kann das natürlich etwas dauern.
Online-Recherche für mehr Informationen
Kennt man nun die Art des „Lost Places“ (z.B. ein Krankenhaus und den groben Standort (z.B. das Ruhrgebiet), lässt sich ganz leicht mehr herausfinden: Man kann nun Google bemühen oder auf den Websites von Regionalzeitungen und gezielt in Urban Explorer- oder Geocaching-Gruppen und Foren danach suchen.
Die genaue Adresse finden
Weiß man dann z.B. dass es sich um ein 2015 verlassenes Krankenhaus in Duisburg handelt – nur ein Beispiel, hier wurde 2015 kein Krankenhaus dicht gemacht ;) – hat man es fast geschafft. Falls man die Adresse bzw. die Koordinaten nicht sowieso schon gefunden hat, könnte man jetzt z.B. mit Google Earth weitersuchen.
Hier steht sogar des öfteren direkt an der Seite „geschlossen“ neben dem jeweiligen Adresseintrag. Dann hat man's quasi schwarz auf weiß.
Google Earth eignet sich aber auch zur direkten Suche nach „Lost Places“: Gerade Fabrikhallen und Industriebrachen sieht man es oft schon aus der Luft an, ob sie verlassen sind.
Verlassene Orte im „realen Leben“ finden
Draußen unterwegs sein
Sei einfach viel draußen! Halte die Augen offen, wenn du mit der Bahn oder dem Auto unterwegs bist. Gerade wenn du in einer größeren Stadt wohnst, wirst du so fast zwangsläufig über den ein oder anderen verlassenen Ort stolpern. Hier im Ruhrgebiet funktioniert das wunderbar. In Berlin, Köln, Hamburg usw. sicher auch!
Wichtig: Wo ein verlassener Ort ist, ist der nächste nicht weit!
Es ist uns mehr als ein mal passiert, dass wir beim Erkunden des einen „Lost Places“ allein durch Zufall einen weiteren gefunden haben. Aber das macht ja auch Sinn: Neben dem verlassenen Gefängnis in NRW befinden sich z.B. noch einige Wohnhäuser des Personals, nicht weit von der alten Sinteranlage Duisburg liegen OP- und Honigbunker und nahe des unberührten Krankenhauses steht eine verlassene Schule.
Hör Oppa und Omma zu!
Was war mein erster „Lost Place“? Das nun leider abgerissene Hüttenwerk Duisburg-Rheinhausen von Krupp. Wie haben wir ihn gefunden? Fast jeder von uns hatte in seiner Familie jemanden, der / die dort gearbeitet hatte. Was ich damit sagen will: Ältere Leute kennen oft noch Orte, von denen jüngere nichts wissen. Gerade bei Bunkern, alten Bergwerken und in der Schwerindustrie ist das so. Außerdem kann's nich' schaden, wenn du deinem Opa mal 'n bisschen zuhörst.
Bonus: Archiv-Recherche
Wenn du Urban Exploration so „professionell“ betreibst, dass du sogar bereit bist im Archiv deiner Stadt zu kramen, nur um ein paar „Lost Place“-Adressen zu finden, brauchst du diese ganzen Tipps hier wahrscheinlich gar nicht. Trotzdem... der Vollständigkeit halber:
Sucht man z.B. den Eingang zu einem Stollen, kann es ganz schön hilfreich sein, im Stadtarchiv oder der Unibibliothek, einen genauen Verlaufsplan der Tunnel zu finden.
Zusammenfassung: Liste der Recherche-Methoden
Die Tipps zum finden von „Lost Places“ in aller Kürze aufgelistet – nach Wichtigkeit geordnet:
- Teil der Urbex-Community werden: Leute kennenlernen und sich helfen! Dauert etwas, aber wirkt wunder.
- Fotos & Beschreibungstexte analysieren: In Urbex-Gruppen auf Facebook, in Foren und auf Websites oder Blogs.
- Viel draußen unterwegs sein: Und die Augen offen halten!
- Google benutzen: Vor allem, wenn man schon grobe Infos hat.
- Google Earth: Vor allem, wenn man den ungefähren Standort kennt.
- Medienwebsites: Nach aktuellen Schließungen suchen.
- Ältere Menschen und Zeitzeugen: Hier findet man Infos aus erster Hand!
- Stadtarchive: Hier findet man noch detailliertere und ältere Infos aus erster Hand!
Und zu guter Letzt kann es auch nicht wirklich schaden, wenn du einfach mal jemanden anquatscht, der gerade ein Album besonders interessanter Bilder eines „Lost Places“ gepostet hat. Zwar reagieren viele Urbexer genervt darauf, viele aber auch nicht.
Viel Erfolg beim Suchen und Finden!
Habe ich eine Methode vergessen? Hast du noch einen ganz persönlichen Geheimtipp, wie man interessante „Lost Places“ finden kann? Immer raus damit, ich – und vermutlich auch alle anderen – würde mich freuen, wenn du ihn uns in einem Kommentar mitteilst!
Bonus: Diese Hilfestellung zum Finden von Lost Places und ihren Adressen gibt's auch als Download – natürlich kostenlos.
Wie immer hoffe ich, dass das Lesen Spaß gemacht hat und euch der Artikel zumindest ein bisschen helfen konnte. Weiterhin viel Spaß beim Urbexen!
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