Mattscheiben mit Schnittbildindikator und Mikroprismenring sind in Zeiten von digitalen Autofokus-Kameras sehr selten geworden. Möchte man aber trotzdem eine solche Mattscheibe in seine DSLR einbauen gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man stellt seine Mattscheibe selbst her, oder man kauft sie bei einem – oft sehr teuren – Drittanbieter, wie z.B. Katzeye. Das kann schnell mehr als 50 Euro kosten.
Natürlich ist man, was Passung und Kompatibilität angeht, eher auf der sicheren Seite, wenn man sich eine kauft. ABER: Kaufen kann jede(r), selber eine herzustellen ist nicht schwer, macht Spaß und wenn man exakt arbeitet, ist das Ergebnis genauso gut! Außerdem passt die neue Mattscheibe natürlich in jedes Kamera-Modell, egal ob Canon, Nikon, Pentax oder Olympus – ist ja auch eine Maßanfertigung.
Was benötige ich für meine Mattscheibe alles?
Als erstes benötigt man eine alte Kamera, aus welcher man die Ausgangs-Mattscheibe ausbauen kann. Hierzu kann man quasi jede beliebige alte, analoge Kamera benutzen. Diese sind gebraucht bzw. defekt meist schon für unter 10 Euro zu bekommen. Beim Kauf der Defekt-Kamera unbedingt darauf achten, dass die gewünschte Mattscheiben-Art enthalten ist – Schnittbild-Indikator, Mikroprisma, Gitterlinien, oder was auch immer man möchte... Dazu kommt noch ein wenig Werkzeug und ein paar Dinge die in jedem Haushalt vorhanden sind:
Das Ausgangsmaterial
Das Werkzeug
Die Mattscheibe bauen
Exakte Vorbereitung ist alles
Zu Beginn muss man die Mattscheibe, die aktuell in der Kamera um die es geht verbaut ist, herausnehmen. Das geht ganz leicht: Im Normalfall befindet sich eine Art kleiner Hebel an der Mattscheiben-Halterung, welcher bei Betätigung die Mattscheibe freigibt. Betätigen, Mattscheibe herausnehmen, fertig.
Nun legt man die Mattscheibe in einen Scanner o.Ä. und macht eine Kopie davon. Diese Kopie schneidet man nun exakt aus, so dass man eine Papierschablone mit den exakten Maßen der Scheibe erhält. Ein „Cutter“-Messer oder eine Nagelschere eignen sich gut.
Theoretisch kann man seine noch aktuelle Mattscheibe auch direkt auf das Papier legen und die Umrisse mit einem Bleistift darauf übertragen, jedoch könnte die Scheibe hierbei beschädigt werden.
Achtung: Auf keinen Fall die Mattscheibe direkt anfassen! Fingerabdrücke können von der rauen Seiten NIE mehr entfernt werden. Am besten eine Pinzette benutzen – aufpassen die Mattscheibe nicht zu zerkratzen – oder sie mit einem Taschentuch greifen. Alternative: Mattscheibe nur am Rand anfassen.
Anschließend muss die neue Mattscheibe, welche passend gemacht und in die Kamera eingebaut werden soll, aus der alten Analogkamera ausgebaut werden. Auch hierbei gilt: Die Mattscheibe nicht direkt mit den Fingern anfassen.
Die Analoge kann hierbei ruhig völlig zerfleddert werden – ist ja sowieso ein „Defekt-Kauf“ gewesen und funktioniert nach dem Mattscheiben-Ausbau nicht mehr ;) Ein kleiner Schraubenzieher und ggf. eine Spitzzange leisten hier gute Dienste.
Herstellen der Mattscheibe
Die Maße der Mattscheibe übertragen
Nun nimmt man die Schablone und legt sie auf die neue, neue Mattscheibe und überträgt die Maße mit einem möglichst dünnen Bleistift darauf. Die neue Mattscheibe sollte problemlos darauf passen, da die Mattscheiben alter Kleinbild- bzw. Analogkameras viel größer sind, als die moderner DSLRs mit APS-C-Sensoren: Der Größenunterschied ist in etwa so groß wie der der Sensorgröße von APS-C- und Vollformat-Kameras. Doch Vorsicht, es kann sein, dass das Schnittbild bzw. das Mikroprisma etwas nach oben verschoben auf der Mattscheibe sitzt.
Hierbei unbedingt so exakt wie möglich arbeiten: Den Schnittbildindikator und/oder Mikroprismenring ganz genau mittig platzieren! Schon eine Verschiebung von wenigen Millimetern merkt man später im Sucher.
Achtung: Auf keinen Fall einen Tintenstift verwenden, da die Tinte in den feinen Rillen auf der rauen Seite der Mattscheibe verlaufen könnte. Gleiches Prinzip, wie mit den Fingerabrücken.
Das eigentliche Herstellen der Mattscheibe
Nun nimmt man die Mattscheibe mit den übertragenen Maßen und wickelt sie zur Hälfte in ein Taschentuch und spannt sie in einen Schraubstock. Auch hier muss sauber gearbeitet werden: Es dürfen keine Späne o.Ä. in die Mattscheibe gepresst werden.
Nun beginnt der hauptsächliche Arbeitsteil. Alles das, was sich außerhalb der übertragenen Umrisse befindet, wird von der neuen Mattscheibe abgesägt bzw. gefeilt. Klingt brutaler als es ist und funktioniert eigentlich recht reibungslos, da Mattscheiben aus Plexiglas und nicht aus richtigem Glas bestehen. Dennoch sollte man einigermaßen vorsichtig vorgehen, da sie sehr dünn sind.
Achtung: Bei jedem neuen Einspannen die Späne von der Scheibe und dem Taschentuch pusten!
Gesagt, getan! Das wichtigste ist geschafft. Nun schleift man die Kanten mit dem Schmirgelpapier glatt, rundet die Ecken entsprechend der Maße ab – und fertig!
Im Zweifel immer etwas weniger als zu viel absägen bzw. -schleifen und probieren, ob sie passt – mehr wegnehmen kann man immer noch.
Fertig: Einsetzen der neuen Mattscheibe
Nun muss die Mattscheibe nur noch – wieder mittels Pinzette oder Taschentuch – in die Kamera eingesetzt werden. Fertig! Klingt doch eigentlich gar nicht so schwer, oder?
Wahrscheinlich erscheint demnächst noch eine Anleitung dazu, wie man sich eine Mattscheibe komplett selbst herstellen kann – aus einer Plexiglasscheibe, wie einer CD-Hülle beispielsweise.
Bonus: Diese Anleitung gibt es nun auch als E-Book zum Download und Ausdrucken - natürlich kostenlos.
Noch etwas in eigener Sache: Hast du schon mal etwas ähnliches gemacht? Hast du es noch vor? Eventuell sogar nach dieser Anleitung? Falls ja würde ich mich wirklich freuen, wenn du kurz Bescheid geben könntest, wie es gelaufen ist.
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