Mich hat vor ein paar Tagen jemand gefragt, was ich mir wünsche gewusst zu haben, als ich mit dem Fotografieren angefangen habe. Jemand anderes wollte einfach ein paar allgemeine Praxistipps. Da es aber schon unzählige Artikel á la 10 Schritte zum besseren Foto oder die 3 häufigsten Anfängerfehler der Fotografie gibt, werde ich das ganze etwas anders aufziehen. Es gibt also keine Ratschläge zu Kameraeinstellungen oder ähnlichem, sondern meine persönlichen Negativ-Beispiele. Log gehts.
Die Bilder in diesem Artikel stellen eine Auswahl meiner allerersten dar – mittlerweile sind sie fünf, sechs Jahre alt. Ich musste mich überwinden, sie überhaupt zu zeigen. Ich mochte es wohl ziemlich bunt...
Keine Motividee? Ah, das da ist "voll schön <3" !
Irgendwie scheinen gewisse Motive eine unbändige Anziehungskraft, auf jeden der mit dem Fotografieren anfängt, auszuüben: Zum Beispiel "Makros" von Blumen und Sonnenuntergänge. Sie sind langweilig - es gibt so vieles interessantes!
Jeder will meine Bilder – Copyright und Wasserzeichen!
Klar, wenn man einigermaßen interessante und qualitativ gute Bilder ins Internet stellt, kann es schon mal passieren, dass diese ungefragt weiterveröffentlicht und für andere Zwecke benutzt werden – gelegentlich auch wider besseres Wissen von Menschen, die sie als ihre eigenen Fotos ausgegeben. Das ist natürlich uncool. Wenn man will kann man sich natürlich auch – einigermaßen – mit einem Copyright schützen.
Abgesehen davon: Hier in Deutschland ist sowieso jedes Bild automatisch urheberrechtlich geschützt.
Sind die eigenen Bilder allerdings qualitativ eher mittelmäßig – wie es nun mal bei 95% der Anfänger_innen so ist, was ja auch ganz normal ist – finde ich es einfach nur anmaßend seine Bilder zusätzlich mit einem Copyright-Branding zu versehen. Was will man damit sagen, wenn das online gestellte Bild maximal viertklassig ist, aber umso deutlicher mit dickem, fetten Logo und Copyright-Zeichen versehen ist? Seht her, ich – Vorname Nachname Photography – bin so heiß begehrt und muss meine kreativen Ergüsse vor Diebstahl schützen?
Ich selbst habe alles hier unter der Creative Commons-Lizenz veröffentlicht, so dass jede(r) jedes Bild dieser Seite zu jedem Zweck weiterverwenden darf, allerdings nur unter Namensnennung und ohne damit Geld zu verdienen.
Schlaue Sprüche machen das Bild nicht besser!
Achso: Das einzige was natürlich noch schlimmer ist, sind solche unglaublich "deepen" Sprüche neben dem zuletzt hochgeladenen Bild. Bäh.
"Das Leben besteht nicht aus Momenten in denen wir atmen, sondern aus Momenten, die uns den Atem rauben."
Nicht so schönes Bild? Photoshop!
Natürlich kann man mit Camera RAW bzw. Lightroom, oder gar Photoshop viel herausholen, wenn ein Bild mal nicht so optimal geworden ist. Ein wirklich schlechtes Bild wird, auch mit den oben genannten Programmen, aber niemals ein wirklich gutes werden. Na gut, Ausnahmen bestätigen die Regel.
Worauf ich hinaus will? Hierauf: Am Anfang – und das weiß ich auch von mir selber – neigt man oft dazu, Bilder viel zu stark zu bearbeiten. Viel zu viel Sättigung, Kontrast oder Nachschärfung. Dazu noch ein paar Filter und Effekte. Im absoluten Todes-Worst-Case irgendetwas, was in Richtung Instagram-Retro-Filter geht – da rollen sich mir die Fußnägel auf.
Ein anderer Klassiker ist nachträglich eingefügte Unschärfe des Hintergrundes. Am besten noch so, dass es wie mit einem Tilt-Shift-Objektiv gemacht aussehen soll. Das Ganze kann natürlich auch beim Fotografieren selbst passieren: Die erste lichtstarke Festbrennweite gekauft? Immer mit Offenblende fotografieren! Oft genug genauso falsch.
Etwas weniger ist fast immer mehr! Ich bin sogar ein großer Freund davon das ganze "weniger ist mehr"-Ding oft sehr konsequent umzusetzen. Es gibt jedenfalls noch mehr als ein Beispiel aus früheren Tagen auf meiner Festplatte, welches ich heute niemals mehr online stellen würde.
Unscharfe Bilder
Man sieht es immer wieder: Ein eigentlich schönes Bild ist unscharf. Der Fokus saß an der falschen Stelle, die Belichtungszeit war zu lang oder deutliche Bewegungsunschärfe. Vielleicht liegt es zum Teil auch an zu hoher ISO.
Ich würde niemals ein Bild veröffentlichen, bei dem kein scharfer Punkt dort zu finden ist, wo er sein sollte. Okay, wenn man Kriegsfotograf ist können dann eventuell doch mal ein paar Bilder rausspringen, die zwar unscharf sind, aber dennoch ihre Daseinsberechtigung haben. Aber nicht, wenn man, wie die meisten von uns, alle Zeit der Welt hat.
Dabei ist es doch eigentlich total einfach: Ausreichend schnelle Belichtungszeit und möglichst niedrigen ISO-Wert einstellen, ggf. ein Stativ benutzen und korrekt fokussieren. Im Notfall die Blende weiter schließen, damit die Schärfeebene nicht so schmal ist. Ganz leicht.
Frontal geblitzte Portraits
Es gibt nichts Schlimmeres als von Vorne völlig totgeblitzte Portraits. Am besten noch, wenn die Umgebung so dunkel ist, dass der Hintergrund fast schwarz ist, und das Gesicht der fotografierten Person ungefähr die Farben Schneeweiß bis Hellblau hat. Passiert gerne, wenn man im Automatik-Modus bei schlechtem Licht fotografiert.
Stattdessen: Entweder irgendwohin gehen, wo es heller ist bzw. warten bis die Sonne wieder scheint, so dass kein Blitz mehr benötigt wird. Oder man blitzt richtig: Soll heißen indirekt über die Zimmer-Decke o.Ä. und nicht frontal in das Gesicht des armen Menschen vor der Kamera. Natürlich kann man auch Softboxen und andere Blitzdiffusoren verwenden, das wird aber wohl für die meisten Einsteiger eher uninteressant sein.
Was tun?
Einfach weitermachen!
Ich weiß natürlich, dass auch einige meiner aktuellen Bilder alles andere als perfekt sind, daher ist der Artikel natürlich auch mit einem zwinkernden Auge zu betrachten. ;)
Ich hoffe es hat Spaß gemacht und vielleicht hat sich ja der ein oder andere wiedererkannt. Ich habe jedenfalls früher selbst viele dieser Fehler, die mich heute so unglaublich nerven, gemacht. Du auch?
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