Nachtrag 1: Wir waren nochmal da - ein paar Stunden später gab es wohl wieder mal ein Feuer. (August 2015)
Nachtrag 2: Alleine seit 2012 hat es 49(!) mal in der Papierfabrik gebrannt. 2016 gab es schon vier Brände, davon zwei am selben Tag. Die Feuerwehr drängt zum Abriss - die Papierfabrik Hermes wird wohl bald Geschichte sein. (Quelle: Feuerwehr, Stand: 15. März 2016)
Nachtrag 3: Nun ist es passiert. Jemand ist 5 Meter tief in einen Schacht gefallen. War leider abzusehen. (Quelle: rp-online, 21. März 2016)
Nachtrag 4: Die Düsseldorfer Papierfabrik wird bis Ende des Jahres abgerissen. Sehr schade, aber keine Überraschung. (Quelle: rp-online, 18. Mai 2016)
Nachtrag 5: In der Papierfabrik Hermes in Düsseldorf ist ein Mord geschehen. Offenbar hat ein psychisch kranker 16-jähriger eine 15-jährige Bekannte von sich in der Papierfabrik umgebracht. Gefunden wurde ihr Leichnam von einem Urbexer bzw. einem Fotografen. (Quelle: FAZ, 13. März 2017)
Graffitis, Feuerwehr und Polizei
Bei unseren Urbex-Touren dorthin waren wir bei weitem nicht alleine, wie man auf einigen Bildern sehen kann. Das Wetter war ausgesprochen gut, die Sonne schien vom Himmel und es war warm. Für mich der erste Tag im Jahr, an dem ich nur im T-Shirt draußen rumgerannt bin. Allerdings ist die leerstehende Papierfabrik sehr, sehr vielen Leuten bekannt, wie wir feststellen mussten.
Man konnte einfach hineingehen. Einfach so. Obwohl in diversen Zeitungen stand, dass das Gelände neuerlich abgesichert worden sein soll, da sich dort zu viele Menschen herumgetrieben hatten, war einfach alles offen. Das Haupteingangstor: Offen. Verschiedene Seitentüren: Offen. Eingeschlagene Fenster: Offen.
Dementsprechend hatten dort auch schon einige ziemliche Idioten ihren Spaß: Der Dachstuhl eines ganzen Gebäudes war abgebrannt. Auch die Decken in verschiedenen Keller- und Nebengebäuden waren von anderen Feuern rußgeschwärzt. Bretter, Maschinenteile und sogar Mülltonnen wurden durch Löcher im Dach ins Innere der Anlage geschmissen. Vieles ist kaputt.
Wie auch immer: Neben verschiedenen Gruppen die also durch die Anlage streiften – Fotografen, Jugendliche, Urbexer usw. – hatten es sich u.A. Menschen zum Sonnen und Musik hören auf dem Dach bequem gemacht, andere hatten dort oben sogar einen Grill aufgebaut. Einer sprayte entspannt und ungestört ein Bild an die Wand. Schon vom etwas außerhalb liegenden Parkplatz aus hatten wir die ganzen Grüppchen auf dem Dach gesehen.
Irgendwann – wir waren gerade in dem Haus mit dem ausgebrannten Dach unterwegs – hörten wir Lautsprecherdurchsagen á la "Das Gebäude ist einsturzgefährdet, es besteht Lebensgefahr. Sie verlassen sofort das Gebäude!" aus dem Hof direkt vor uns. Da war sie, die geliebte Polizei. (Auf dem Panorama-Bild: Direkt links in der Einfahrt. Dahinter das Haus in dem wir waren.)
Das war eigentlich ziemlich witzig, da wir der Aufforderung natürlich nicht nachkamen und aus einem kaputten Fenster genau sehen konnten, ob sie noch da war oder nicht. Die Durchsagen wurden mehrere Male wiederholt, dann zogen sie ab. Einige der Besucher verschwanden tatsächlich, viele andere versteckten sich – uns zuwinkend und grinsend – ebenfalls in höheren Etagen und warteten bis die Luft rein war.
Kurz danach setzte der muntere Besucherstrom wieder ein und es kamen immer neue Leute zum Tor hinein. Manche in Flip-Flops, manche mit Ghetto Blaster, viele mit Kamera. Unglaublich.
Kunst und Graffiti in der Papierfabrik
Über die ganze Fabrik verteilt finden sich gemalte Gesichter (Characters). Sei es ein Donald Duck, dessen Augen zwei große Fenster sind oder ein grünes Monster, dessen Maul eine Tür ist. Die spektakulärsten aber sind – meiner Meinung nach – ein paar blaue Eisgesichter. Vor allem die zwei auf den großen Tanks sind auf unzähligen Bildern zu sehen. Ich finde es super.
Viele Leute die in Sachen Urban Exploring unterwegs sind empfinden so etwas ja als ziemliches No-Go, mir gefällt das aber eigentlich ziemlich gut. Überhaupt kann man den Eindruck gewinnen, dass die ganze Papierfabrik eine Quasi-Freifläche zum Sprayen ist; dementsprechend gute Bilder findet man hier. Natürlich auch viele weniger gute.
In einer der zahlreichen riesigen Hallen hatten ein paar Leute eine Art Kunstwerk aufgebaut, welches aus großen, wirklich schweren Pappröhren zusammengeschraubt war. Es war locker fünf Meter hoch, genauso breit und noch ein ganzes Stück länger. Hat mich stark an Theo Jansen und seine Strandbeesten erinnert. Als wir eine gute Woche später wieder da waren, lag es zerstört am Boden. Nicht so cool.
Alles im Eimer?
Auch wenn der ganze Lost Place ziemlich kaputt und leergeräumt ist, also nicht mehr viel an die frühere Funktion erinnert, sich dort viele Trottel herumtreiben und mehrere Teile abgebrannt sind, hat das Ganze trotzdem seinen Charme, wie ich finde.
Zum fotografieren lohnt es sich allemal: Viele tolle Graffitis an den Wänden, extrem groß und ein riesiges Dach, von dem aus man in alle Teile der Anlage gelangen, über die gesamte Stadt gucken, oder einfach in der Sonne sitzen kann.
Außerdem finde ich es irgendwie lustig, dass es zwar eigentlich verboten ist sich dort aufzuhalten, die Leute dort aber am laufenden Band, wie sie wollen ein- und ausgehen.
Von euch waren doch mit Sicherheit auch schon einige Leute dort unterwegs, nicht? Ist schließlich einer der bekanntesten Lost Places überhaupt in NRW.
Ich weiß, ich weiß... man nennt keine Adressen oder genauen Ortsangaben. Ist auch vollkommen richtig so und mache ich normalerweise auch nicht. Aber in der Düsseldorfer Papierfabrik ist erstens - leider - sowieso schon alles kaputt und zweitens enthalten allein die Überschriften der ersten Google-Treffer schon das Wort "Düsseldorf" - mehr Infos gebe ich hier ja auch nicht und man findet zumindest den Städtenamen so oder so in 10 Sekunden.
Bis dann & ich hoffe es hat gefallen!
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