Weißt du noch, wie riesengroß sie war? Dass man bei jedem Besuch etwas neues entdeckte? Die Entscheidung, ob es beim heutigen Trip hinab in die Bunker, oder hinauf aufs Dach gehen sollte? Erinnerst du dich an den Wachmann, der wahrscheinlich niemals jemand erwischt hat? An die anderen Urbexer – und zuweilen auch die komischen Gestalten – die man dort traf? Schade, oder? Evtl. kennst du ja sogar noch die Zeiten, als Honig- und OP-Bunker noch nicht allgemein bekannt waren? Nun ja, keine Sinteranlage mehr... bis auf Honig- und OP-Bunker.
Die Sinteranlage
Man kam an, kletterte über den Zaun, verhakte sich ein wenig im NATO-Draht und lief erst einmal ein paar Hundert Meter über das riesige Gelände. Kurzes Chillen im Wald und dann die Frage: Gehts heute rauf aufs Dach, oder runter unter die Erde? In die linken oder rechten Hallen? Evtl. mal zwischen den riesigen Tanks umherklettern? Auf den Schornstein?
Wir machten das meist vom Wetter abhängig: Bei Sonne rauf aufs Dach und in die Sinteranlage, bei Regen ab in die Bunker. Auch bei Dunkelheit hatte man von oben eine grandiose Aussicht über Duisburg. Beide unteren Fotos sind vom höchsten Punkt der Sinternlage aufgenommen. Nur der Abstieg war in der Dunkelheit nicht immer ganz einfach.
Gerade bei gutem Wetter war die Sinteranlage eine äußerst gut besuchte Adresse. Von Leuten die Kabel klauten über eine Latex-Akt-Fotografin bis hin zu komplett ausgerüsteten Militär-Freaks haben wir an diesem Lost Place so ziemlich alle Arten von Leuten getroffen. Meistens natürlich andere Urbexer oder Fotografen.
Ich ärgere mich allerdings schon ein wenig, dass ich damals erst angefangen habe zu fotografieren. Wie gerne würde ich heute noch mal dort hin und ein paar „richtige“ Fotos von den Hallen, den Maschinen und dem Schornstein machen.
Honig- und OP-Bunker bei der Sinteranlage
Es klingt unglaubwürdig, aber ja, es gab tatsächlich Zeiten, in denen man noch recherchieren musste um diesen „Lost Place“ unter der Erde zu finden. Das taten wir dann auch und viele gelesene Seiten, analysierte Bilder und eine Erkundungstour später hatten wir die Eingänge dann auch gefunden.
Bonus: Mehr zu OP- und Honigbunker gibt es hier.
Der OP-Bunker - Tropfsteine und Platzangst
Ich weiß noch ganz genau, wie krass ich mich gefreut habe dort hinabzusteigen. Und wie viel Bammel ich davor hatte, durch die enge Stahlröhre zu kriechen, die zum OP-Bunker führt.
Dafür wurde man dann aber auch mit einem grandiosen Anblick belohnt. Abertausende von Tropfsteinen hängen von der Decke.
Historisches: Vor vielen Jahren – zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs – sollte dieser Bunker als als unterirdisches Lazarett im Luftschutzstollen dienen. Daher auch der Name: Das OP steht für Operations-Bunker.
Der Honigbunker - Wasser und Waffentests
Der Honigbunker ist – wie auch der erstgenannte – in eine Schlackenhalde nicht weit entfernt von der Sinteranlage hineingegraben, jedoch besser ausbetoniert, weswegen nicht so viel Wasser durch die Decke eindringen konnte und sich hier weniger Tropfsteine finden lassen.
Dennoch war der Honigbunker meist stärker mit Wasser vollgelaufen, als der OP-Bunker. An vielen Stellen war ohne Gummistiefel kein Durchkommen.
Historisches: Auch hier suchte man zu Zeiten des dritten Reichs Schutz vor den Bomben der Alliierten. Später wurden hier Waffentests durchgeführt. So findet sich hier auch die sogenannte Beschussanlage, in der die Wirkung von allerlei Knarren auf Stahlplatten getestet wurde.
Der Schornstein - eine Klettertour
Neben der Sinteranlage selbst und den Bunkern gab es natürlich noch den riesigen Schornstein, samt einem weiteren ihn umgebenden Gebäude – von innen und von außen erkletterbar. Begab man sich hinab in die Katakomben unter einer der Werkshallen, fand das knapp zwei Meter durchmessende ehemalige Abgasrohr und ging hindurch, fand man sich im Schornstein der Sinteranlage wieder.
Von innen sah er noch riesiger aus, als von außen. Ein mal haben wir versucht an den innen liegenden Leitersprossen hochzuklettern, nach einigen dutzend Metern aber aufgegeben, da sie zu verrostet waren.
Historisches: Zweck der Sinteranlage war es, Eisenerz für die Hochöfen der umliegenden Hütten – wie zum Beispiel derjenigen des heutigen Landschaftspark Nord – zu Klumpen zusammenzusintern. Daher standen dort einige gigantische Öfen und natürlich auch ein riesiger Schornstein. 1957 erbaut, 1983 stillgelegt und 2015 gesprengt.
Die Sprengung der Sinteranlage
Am 11.12.2015 war es dann soweit: Der letzte Rest der einstmals riesigen Hallen wurde gesprengt. Wie man im Video sieht, stand zu der Zeit aber ohnehin nur noch ein Bruchteil der „Sinter“.
Was bleibt...
...sind wahrscheinlich abertausende Fotos auf den Speicherkarten von hunderten Urbexern und die Erinnerung an einen der größten und großartigsten „Lost Places“ überhaupt in NRW. Wirklich schade um die alte Dame.
8 Kommentare