Vor kurzem schrieb mir Robert also, ob ich nicht Lust hätte ihn für seine Radioserie "Nachts im..." - dunkel und verboten! auf eine unserer Urbex-Touren mitzunehmen. Sofort dachte ich: Klar, das passt ja wie die Faust aufs Auge! Andererseits: Urbexen und die Medien – passt das? Doch dazu später mehr. Ich habe mich jedenfalls sehr über seine Anfrage gefreut und direkt zugesagt.
Sendetermin: Sobald der Termin bekannt ist, werde ich ihn hier – inklusive einem Link zum Podcast auf der Seite vom WDR – veröffentlichen.
Doch wohin sollte es gehen? Klar, es sollte zwar ein spannender verlassener Ort sein, doch sollte er auch nicht zu gefährlich oder zu „verboten“, wie z.B. unsere letzte Bunker-Tour, sein. Da boten sich die KHD-Hallen in Köln an: Riesengroß und sehr interessant. Top!
Der Weg zu den KHD-Hallen
Ich mache mich also ein paar Tage später auf den Weg nach Köln um mit Robert den besagten „Lost Place“ zu erkunden. Nach etwa einer Stunde Fahrt komme ich an und laufe zum vereinbarten Treffpunkt, wo ich ihn dann um 22 Uhr treffe. Wir rauchen noch eine, quatschen ein paar Minuten und machen uns auf die Socken.
Ich war mir allerdings nicht wirklich bewusst, dass ich so viel erzählen sollte und würde, und kam mir ein wenig ins kalte Wasser geschmissen vor. Aber halb so wild, war alles ganz locker und entspannt. Hat richtig Spaß gemacht. So laufen wir nun also zu den Hallen: Er Fragen stellend mit dem Mikrofon in der Hand, ich mit antwortend und mit selbigem im Gesicht.
Die KHD-Hallen
An den KHD-Hallen angekommen, suchen wir nach einem Eingang und merken: Man kann tatsächlich einfach bis direkt zu den Hallen schlendern. Entspannt. Wir entscheiden uns direkt zu Beginn für die größte der Hallen und finden uns in einem großen, dunklen Bau aus Stahl wieder. Die Halle ist wirklich riesig. 20 Meter hoch und mindestens Fußballfeldgröße. Dadurch, dass ich die meiste Zeit in Roberts Mikrofon spreche, verplane ich es allerdings ein vernünftiges Foto von dieser Halle zu machen. Sorry, unscharf.
Historisches: KHD steht für Klöckner-Humboldt-Deutz, einen 1864 gegründeten Motoren- und Traktorenhersteller aus Köln Deutz. Auch heute arbeiten noch mehrere tausend Menschen für den Konzern. Nun heißt er nur noch Deutz AG.
Dann merken wir, dass die Halle direkt neben der, in der wir uns befinden, noch in Betrieb ist. Durch ein paar kaputte Fenster können wir in ihr Inneres blicken: Brennendes Licht, laufende Maschinen, Arbeit in vollem Gange. In warmem, industriehallentypischen Licht laufen Arbeiter umher.
Doch weiter geht’s: Wir erkunden die Halle, dann noch eine und noch eine. Alle sind sie alt, riesig und es finden sich unzählige Graffitis. Es riecht noch nach Maschinenöl. In einer steht mitten im Raum eine Badewanne, darauf der Spruch: „Wir baden nie!“. Sehr gut!
Um zur interessantesten Halle zu kommen müssen wir zum anderen Ende des Industriegeländes laufen. Wir machen uns also auf den Weg, los gehts. Währenddessen wundere ich mich über die Größe des ganzen Areals – dieser „Lost Place“ ist wie gesagt mitten in Köln, wo Bauland wertvoll ist. Wieder stehen wir in einer großen, mittlerweile äußerst bunten Halle. Eine Wand erscheint wie eine Art Gesamtkunstwerk.
Es ist stockfinster – mittlerweile ist es knapp 0 Uhr – und unsere Taschenlampen können wir nur begrenzt benutzen. Zum Glück gibt es Langzeitbelichtungen. Noch ein paar Fotos gemacht, ein kurzes Interview für den Westdeutschen Rundfunk und fertig. Durch das Eingangstor hinaus, wieder zugemacht und wir schlendern zurück zu den Autos. Er zum WDR-Wagen, ich zu meinem mächtigen Seat Arosa.
Urban Exploration und die Medien: Verträgt sich das?
Der viel beschworene Kodex Take nothing but pictures, leave nothing but footprints: Klaro, haben wir uns natürlich dran gehalten. Allerdings legen die meisten Urban Explorer ja auch sehr viel Wert darauf, dass sich Adressen nicht herumsprechen, um die verlassenen Orte vor Zerstörung zu schützen. Auch diese Adresse wird in dem Radio-Beitrag natürlich nicht genannt. Der Schutz solcher Locations geht einfach vor.
Doch reicht eventuell schon allein die Tatsache, dass medial über „Lost Places“ berichtet wird, aus um immer mehr Leute allgemein an solche Orte zu locken? Jein. Einerseits: Klar, Sendungen wie Galileo usw. haben das Interesse an Urban Exploration in den letzten Jahren natürlich stark ansteigen lassen.
Andererseits: Die mediale Berichterstattung hat auch keinen anderen Effekt, als das Zeigen von unzähliger „Lost Place“-Fotos in sozialen Netzwerken. Eventuell ist die Reichweite höher.
Die Zeiten, in denen die Urban Exploration-Szene noch ausschließlich underground-mäßig in den Pariser Katakomben und der Moskauer Metro herumgeschlichen ist, sind mittlerweile jedoch so oder so vorbei.
Ich fand es jedenfalls sehr interessant mal jemanden vom WDR dabei zu haben und würde es wieder tun.
Sag mir deine Meinung!
Was meinst du? Lassen sich Urban Exploration und dessen Darstellung in den Medien verbinden? Oder ist das für dich zu viel des Guten? Ist es mittlerweile sowieso allseits bekanntes Spießer-Hobby, ober immer noch etwas für Individualisten? Das würde mich sehr interessieren, vor allem die Begründung. Falls du magst, schreib es mir, oder lass einen Kommentar dazu da.
An dieser Stelle ein herzliches „Danke!“ an Robert und wie immer hoffe ich, dass die Geschichte und die Bilder gefallen haben! Falls nicht: Natürlich auch nicht schlimm.
Bis bald, liebe Freunde!
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