Einer der Hauptgründe sich eine Vollformat-Kamera zuzulegen ist ja bekanntlich der weitere Weitwinkel-Bereich – auch für mich. Um ein geeignetes Weitwinkel-Objektiv für meine FX – eine Nikon D610 – zu finden habe ich unzählige Testberichte gewälzt. Vor allem auf Photozone und The Digital Picture.
Da ich mein Wissen nicht für mich behalten möchte, schreibe ich nun diesen Artikel. Auf dass er deiner Nikon ein passendes Weitwinkel bescheren mag.
Tipp: Vor allem the-digital-picture.com ist für Objektiv-Vergleiche extrem zu empfehlen. Vor allem für Pixel-Peeper ;)
Exkurs: Was macht ein Weitwinkel zum Top-Weitwinkel?
Oder lieber Direkt zur Zusammenfassung?
Natürlich können an dieser Stelle nicht alle Kriterien, die ein gutes Weitwinkel ausmachen, detailliert beschrieben werden. Dennoch seien hier in aller Kürze die vier wichtigsten genannt:
Da Weitwinkel-Objektive oft für Landschafts- und Architektur-Aufnahmen genutzt werden, ist es vor allem eine gute Abbildungsleistung im Randbereich wichtig – also Schärfe bis zum Bildrand. Gerade das wird aber bei steigender „Weitwinkeligkeit“ umso schwerer. Hinzu kommt die oft starke Vignettierung – also die Verdunkelung der Bildränder.
Das zweite wichtige Kriterium ist die Verzeichnung – oft auch Verzerrung genannt. Bei gleichzeitig möglichst weitwinkligem Blickfeld soll die sogenannte Tonnenverzeichnung (allgemein als Fisheye-Effekt bekannt) möglichst gering gehalten werden. Wieder etwas, was dem Bestreben nach größtmöglicher „Weitwinkeligkeit“ eher entgegensteht.
Weitwinkel-Objektive – egal ob von Nikon, Canon, Sigma oder Tamron – neigen verstärkt zu chromatischen Abberationen, also jenen meist lila aussehenden Überlagerungen, welche sich an Stellen mit harten Kontrasten im Foto bilden.
Die benötigte Lichtstärke hängt natürlich vom Einsatzzweck ab. Fotografiert man meist Landschaften und Architektur, ist sie eher nebensächlich, da man hier problemlos ein Stativ verwenden kann. Möchte man aber zum Beispiel die Milchstraße und den Sternenhimmel fotografieren oder schnieke Weitwinkel-Bilder von Hardcore-Konzerten machen, zählt jede Blendenstufe Licht.
Kurzum:
- Schärfe bis in die Ränder und möglichst wenig Vignettierung
- Möglichst wenig Verzerrung / Verzeichnung
- Wenig chromatische Abberationen
- Lichtstärke / maximale Blendenöffnung
Das beste Weitwinkel: Nikon 14-24mm f/2.8 G FX
Das beste und zugleich teuerste Objektiv dieses Vergleichs ist das Nikon Nikkor 14-24mm f/2.8 G FX. Hervorragende Abbildungsleistung gepaart mit extremem Weitwinkel und trotzdem einigermaßen lichtstark. Zusätzlich Zoom-Möglichkeit. Kleiner Nachteil: All diese Vorteile und die Tatsache, dass es Vollformat-geeignet ist machen es relativ groß und schwer.
Möchte man ein neues Exemplar muss man allerdings mit einem Preis von ca. 1.650 Euro rechnen, selbst gebraucht ist es derzeit nur für etwa 1.200 zu haben.
Geheimtipp Preis-Leistungs-Sieger: Tokina AT-X 16-28mm/f2.8 Pro FX
Der für mich ganz klare Preis-Leistungs-Sieger ist das Tokina AT-X 16-28mm/f2.8 Pro FX. Ein großer Zoom-Bereich bis in den Ultra-Weitwinkel hinein, hohe Lichtstärke von f/2.8, leicht abgeblendet exzellente Abbildungsleistung – also wenig chromatische Abberation und Vignettierung, aber sehr scharf. Robuste Bauweise, kein Plastikbecher – und darum auch ein echter Brecher. Leider ist es relativ groß und schwer.
Wen das Gewicht nicht stört, wird seine wahre Freude an diesem Objektiv haben. Ich habe es mir gekauft und bin vollauf zufrieden. Der Neupreis beträgt etwa 575 Euro, gebraucht bekommt man es für nur ungefähr 425.
Hervorragende, neue Festbrennweite: Nikon 20mm f/1.8 G
Die brandneue, modernisierte Version des Nikkor 20mm f/2.8D, das Nikon Nikkor 20mm f/1.8 G FX dürfte in so ziemlich allen Belangen – bis auf Preis und evtl. Lichtstärke – eine der besten Festbrennweiten dieses Rankings sein. Robust, top Bildqualität, starker Weitwinkel und sehr lichtstark.
Einer Festbrennweite entsprechend ist es auch nicht ganz so klobig und mit neu 675 Euro auch gar nicht so extrem teuer für ein solches Vollformat-Weitwinkel-Objektiv. Gebraucht ist es kaum günstiger – falls man überhaupt schon ein gebrauchtes findet.
Ebenfalls ganz oben in der Rangliste ist das Nikon Nikkor AF-S 24mm f/1.4 G ED FX anzusiedeln. Mit 24mm zwar nicht ganz so weitwinkelig wie die meisten anderen Objektive dieses Rankings, dafür mit einer maximalen Blendenöffnung von f/1.4 extrem lichtstark – gerade für ein Weitwinkel! Auch die Abbildungsleistung ist hervorragend – im Zentrum zumindest.
Diese Vorteile schlagen neu aber auch mit mindestens 1.550 Euro und gebraucht mit wenigstens 1.100 zu Buche.
Nicht ganz so stark im Weitwinkel und eine halbe Blendenstufe weniger lichtstark, ist das Nikon Nikkor AF-S 28mm f/1.8 G. Aber: Es ist erstens in Sachen Schärfe noch um einiges besser und mit gebraucht nur ca. 350 bzw. neu ungefähr 650 Euro deutlich günstiger.
Günstig: Nikon 18-35mm f/3.5-4.5D ED AF FX
Eine günstige Alternative bietet das schon etwas ältere Nikon Nikkor 18-35mm f/3.5-4.5D ED AF FX, welches zwar eine halbe Blendenstufe weniger Licht bietet und in der Abbildungsleistung deutlich schlechter da steht, aber dennoch ein akzeptables Objektiv ist. Außerdem etwas allround-tauglicher, da das „lange Ende“ bis 35mm reicht.
Neu kostet es noch ca. 600 Euro, gebraucht ist es schon für unter 300 zuhaben.
Sein Nachfolger, das Nikon Nikkor AF-S 18-35mm f/3.5-4.5 G ED FX ist deutlich schärfer und mit neu ca. 700 bzw. gebraucht 450 Euro auch nicht extrem viel teurer.
Maximaler Weitwinkel: Sigma 12-24mm f/4,5 - 5,6 EX DG
Neben dem 14-24mm von Nikon wäre noch das Sigma 12-24mm f/4,5 - 5,6 EX DG zu erwähnen. Sehr niedrige Brennweite und damit im absoluten Ultra-Weitwinkel-Bereich, in der Abbildungsleistung und vor allem der Lichtstärke jedoch eher mäßig. Mit einem Neupreis von knapp 575 bzw. 350 für ein gebrauchtes Exemplar allerdings relativ günstig.
Weitere Weitwinkel-Objektive für Nikon
Dann wäre da noch das Nikon Nikkor AF-S 16–35 mm 1:4G ED VR FX. Quasi eine Version des Nikon 14-24mm f/2.8 mit einer Blendenstufe weniger Licht, aber 11mm mehr Brennweite nach oben – etwas weniger scharf ist es allerdings auch. Aber: Es ist ein VR-Objektiv, hat also einen Bildstabilisator. Preislich liegt es gebraucht bei ungefähr 700 und neu bei ca. 1.100 Euro.
Von der Brennweite ungefähr gleich, allerdings ohne VR und dafür etwas lichtstärker ist das Nikon Nikkor 17-35mm f/2.8 AF-S FX. Gebraucht findet man es ab ca. 725 Euro, neu kostet es mit mindestens 1.350 Euro etwas mehr.
Auch das Zeiss Distagon T* 18mm f/3.5 ZF ist kein schlechtes Objektiv, aber erstens mit einem Preis von 1.000 Euro gebraucht bzw. 1.200 neu sehr teuer und zweitens relativ selten.
Zusammenfassung
Selbstverständlich erhebt diese Übersicht keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die wichtigsten Weitwinkel-Objektive fürs Nikon Vollformat FX sollten jedoch vorgekommen sein. Hie die Zusammenfassung:
Der Preis-Leistungs-Sieger? Definitiv das Tokina AT-X 16-28mm/f2.8 Pro FX.
Es darf nur das Beste und vielseitigste sein? Definitiv das Nikkor 14-24mm f/2.8 G FX.
Es soll günstig sein? Entweder das Nikkor 18-35mm f/3.5-4.5D ED AF FX, oder das Nikkor AF-S 28mm f/1.8 G , je nachdem ob du lieber ein Zoom, oder eine Festbrennweite möchtest.
Lichtstärke muss sein? Nimm das Nikkor AF-S 24mm f/1.4 G ED FX, oder falls es günstiger sein soll: Das Nikkor AF-S 28mm f/1.8 G.
Möglichst starker Weitwinkel? Je nach Preisrahmen das Sigma 12-24mm f/4,5 - 5,6 EX DG, oder eben das 14-24mm-Zoom von Nikon.
Bonus: Hier geht’s zur Übersicht von Portrait-Objektiven fürs Nikon Vollformat FX – natürlich ebenfalls APS-C-geeignet. Und was sind überhaupt die Vor- und Nachteile von Vollformat und APS-C Sensoren?
Ich hoffe wie immer, dass ich dem bzw. der ein oder anderen die Kaufentscheidung ein wenig erleichtern und eine gute Übersicht über die aktuellen Nikon-Vollformat-FX-Weitwinkel-Objektive – die natürlich auch für APS-C-Sensoren geeignet sind – geben konnte.
Viel Spaß beim Fotografieren!
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