Lange Zeit als mehr oder weniger hauptsächliches, wenn nicht gar einziges Gütekriterium einer Kamera angesehen, hat sich mittlerweile in weiten Kreisen die Erkenntnis durchgesetzt, dass möglichst viele Pixel eben doch nicht das einzige sind, worauf es ankommt. Gut so! Und wir wollen heute einmal schauen warum dies so ist. Das hat – meiner Meinung nach – hauptsächlich drei Gründe: 1. Die Limitierung durch die Objektivgüte, 2. Oversampling und 3. die Limitierung durch die Endgröße der Bilder.
Auflösung des Objektivs
Digitalkameras, so auch DSLRs, erstellen ein Bild indem das Licht während des Hochklappens des Spiegels auf den Kamerasensor fällt und dort in Informationen, sprich das Bild umgewandelt wird. Diese Sensoren sind in einzelne kleine Flächen unterteilt: die Pixel. Solche Sensoren haben eine relativ feste Größe – bei Vollformat meist um 36 x 24mm und APS-C um 24 x 16mm. Die Pixelanzahlen aber werden bekanntermaßen immer höher.
Es müssen also immer mehr Pixel auf gleichbleibender Fläche untergebracht werden, sodass diese entsprechend kleiner werden müssen. Heutige Objektive können die Bilder bzw. das Licht, welches durch sie hindurch auf den Sensor fällt, aber überhaupt nicht so fein auflösen! Es gilt also: Je mehr Pixel, desto kleiner diese, desto größer muss das Auflösungsvermögen des Objektivs sein. Sprich: Durch das geringere Auflösungsvermögen der aktuellen Objektive wird die effektive Megapixelanzahl der Kameras limitiert!
Mit anderen Worten: Aktuelle Kameras wie die Nikon D800 (36 Megapixel) und Canon 5Ds (Über 50 Megapixel) können ihren "Vorteil" noch gar nicht wirklich ausspielen (Link zu Test weiter unten).
Um die nur wenige Mikrometer großen Pixel mit aktuellen – selbst hochklassigsten – Objektiven korrekt treffen zu können, dürften die Sensoren also eigentlich nur viel weniger Bildpunkte enthalten, als es de Facto ist. Diese "Grenze" bzw. die Megapixelanzahl, aber der die Pixel nicht mehr korrekt aufgelöst werden können, steigt jedoch mit zunehmender Sensorgröße. Denn: Je größer der Sensor, desto größer die Pixel, desto weniger fein auflösend muss das Objektiv sein. Wer noch nicht genug von der grauen Theorie hat, kann mal hier vorbeischauen. Eine Nikon D800 (36 Megapixel) mit dem hochwertigen Nikkor 24-70mm f/2.8 z.B. erreicht gerade mal eine effektive Auflösung von 15 Megapixeln.
Was willst du mit dem Bild machen?
Der zweite Grund ist ein wenig einfacher: Die Endgröße des Bildes. Wird ein Bild in Foren, Blogs oder sonst wie am Computer gezeigt, macht es schlicht keinen Sinn, wenn das Bild in Breite und Höhe mehr Pixel aufweist, als der jeweils darstellende Bildschirm anzeigen kann. Bei einem 24-Zoll-Monitor mit einer Auflösung von 1920 x 1080 würden beispielsweise 2,07 Megapixel vollkommen ausreichen um das Bild in allen Details darstellen zu können.
Möchte man ein Bild ausdrucken, sagen wir in normaler Größe von 13 x 18 cm, könnte man dies bei einer exzellenten Auflösung von 300 DPI (Dots per Inch) tun, komplett ohne Details einzubüßen, wenn das Bild "nur" 3,26 Megapixel groß ist. Umgekehrtes Beispiel: Um ein Poster in DIN A0 (84 x 119 cm) bei ungefähr 100 DPI (normale Posterauflösung) zu drucken würde ein Bild mit 15 Megapixel völlig ausreichen. Aber wer druckt seine Bilder schon in DIN A0-Format? Auch hier zeigt sich wieder, dass ab einem gewissen Maß eine weitere Erhöhung der Megapixel nur bedingt Sinn macht.
Kompliziert und uninteressant
Das dritte Stichwort heißt Überabtastung bzw. Oversampling. Normalerweise ist es ja so, dass jeder Pixel einen eigenen Farb- bzw. Helligkeitswert enthält. Wikipedia beschreibt dies als das Phänomen "wenn ein Signal mit einer höheren Abtastrate bearbeitet wird, als für die Darstellung der Signalbandbreite benötigt wird".
Jaja, kompliziert und uninteressant. Kurzum: Für die Praxis bedeutet das, dass nun nicht mehr ein Pixel eine Farb- und Helligkeitsinformation enthält, sondern mehrere benachbarte Pixel dieselbe. Mehrere Pixel haben also genau den gleichen Inhalt, wirken also praktisch so als wären sie ein einzelner Pixel. Je mehr Megapixel auf einem Sensor – und je kleiner diese dadurch – desto stärker der Effekt. Das Ergebnis ist ungefähr dasselbe, wie in Punkt 1 beschrieben.
Sind die Megapixel also nun egal? Was tun?
Natürlich nicht. Selbstverständlich gibt es auch unbestreitbare Vorteile von mehr Pixeln, so zum Beispiel, dass man das Bild großzügiger beschneiden kann, ohne Qualität einzubüßen. Auch für übergroße Posterdrucke o.Ä. kann eine möglichst hohe Auflösung Sinn machen. Oder umgekehrt: Auch wenn Bilder zwar relativ klein, aber in hoher Detaildichte gedruckt werden sollen, kann es sinnvoll sein, das Bild in möglichst großer Auflösung parat zu haben.
Der Hauptgrund für die immer weitere Erhöhung jeder Pixelanzahl dürfte aber marketing-technische Gründe haben. Es lässt sich damit eben jede Menge mehr Geld scheffeln.
Mein Tipp: Lieber auf andere Spezifikationen achten, oder einfach direkt die Kamera kaufen, welche einem "halt am besten gefällt". Wenn man vor hat Bilder bestimmter Genres zu machen, muss natürlich auf weitere Faktoren geachtet werden und ganz so einfach ist es dann doch nicht. Doch das ist ein anderes Thema. Dennoch: Lasst euch nicht von einer ach so tollen, hohen Zahl blenden.
Als I-Tüpfelchen kann ich noch die Seite Snapsort.com wärmstens empfehlen, wenn es um Kameravergleiche geht! Stets aktuell und sehr detailliert. Außerdem basieren die dortigen Bewertungen auf den professionellen Tests von DxOmark, die schlichtweg die Besten sind, wenn es um detaillierte Kameratest geht. Da schlägt das Nerd-Herz höher.
Also, Freude, achtet auf das was ihr braucht und werft euer Geld nicht blind für irgendwelche Zahlen zu Fenster hinaus! Für andere Meinungen bin ich stets offen.
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