Heute gibts mal was anderes als sonst: Keine Tipps zum Fotografieren, keine Urban Exploration-Fotos, nein, heute gibt es mal etwas Werbung (Keine Sorge, ich verdiene nix daran, moralisch alles tip-top!). Mit viel Wohlwollen kann man es vielleicht auch als Rezension zu einem Fotoband bezeichnen: Die Fotos für die Pressefreiheit 2015.
Fotos von allen Krisenherden dieser Welt
Abgesehen davon, dass man erstklassige fotografische Arbeit geboten bekommt, erhält man Einblicke in fast alle aktuellen Krisenherde und Kriegsgebiete des Planeten: So z.B. in Syrien und Irak, wo die Kämpfe mit dem IS toben, oder in Liberia, wo noch immer Ebola grassiert. Es werden viele ein- bis zwölfseitige Stories über je ein Land gezeigt – plus Bilder, denn es ist ja in erster Linie ein Fotobuch.
Schönes Gimmick: Die aktuelle Rangliste der Pressefreiheit – 180 Länder – bildet das Inhaltsverzeichnis. Allein diese Rangliste ist schon einen längeren Blick wert. Hättest Du gedacht, dass Niger in Sachen Pressefreiheit vor den USA logiert?
Lethargie im Iran
Wenn auch nicht "direkt aus dem Leben gegriffen", sondern eher studioähnlich aufgenommen, fand ich die Fotos aus dem Projekt Look von Newsha Tavakolian mit am eindrucksvollsten.
Jeden Abend um Punkt acht Uhr richtete Tavakolian die Kamera auf ihr Schlafzimmerfenster, durch das sie seit zehn Jahren auf das Grau der Wohnblöcke gegenüber schaut.
Der Gaza-Streifen
Ein anderes Foto, welches ich wirklich krass fand, war eines aus dem Gaza-Streifen. Auf dem Bild sind einige Palästinenser zu sehen, welche unter (!) einem durch Bomben zerstörten und umgekippten Minarett beten. Interessant: Es werden Fotos zweier Fotografen – ein Palästinenser und ein Israeli – gezeigt.
Krieg in Syrien
Sehr ungewöhnlich für Kriegsfotografie und vor allem fotografisch interessant: Alice Martins belichtete ihre Fotos aus dem syrischen Bürgerkrieg oft doppelt, wodurch einige äußerst eindringliche Motiv-Kombinationen entstanden – vielleicht genau deswegen einige der packendsten Bilder der aktuellen Ausgabe von Fotos für die Pressefreiheit.
Maidan und Bürgerkrieg in der Ukraine
Die unabhängig von den Bildern mitreißendste Story war – für mich – wohl die aus der Ukraine: Angefangen beim Maidan-Protest, bis hin zum aktuellen Bürgerkrieg. Auch hier sind die Bilder mehr als sehenswert: Vor allem diejenigen direkt vom Maidan. Das zwölfseitige Interview mit dem ukrainischen Fotografen Maxim Dondyuk ist gleichzeitig eine der Haupt-Stories der 2015er Ausgabe.
Die Reporter ohne Grenzen
Einerseits stellen Reporter und Fotografen aus aller Welt ihre Bilder Reporter ohne Grenzen für Fotos für die Pressefreiheit kostenlos zur Verfügung und verdienen somit nichts daran. Andererseits kommt der Erlös des Fotobuchs direkt Reporter ohne Grenzen, und somit auch verfolgten Journalisten, zugute – er fließt also in den Erhalt der Pressefreiheit.
Die Reporter ohne Grenzen unterstützen also in Not geratene, verfolgte oder von Berufsverbot betroffene Journalisten in den Regionen dieser Erde, in denen es mit der Meinungs- und Pressefreiheit nicht besonders weit her ist. Außerdem werden z.B. zensierte Webseiten gespiegelt. Und das alles kostet Geld.
Es folgt ein Zitat der ersten Seite der Fotos für die Pressefreiheit 2015:
Unser Nothilfereferat unterstützt verfolgte Journalisten […] Ziel ist es, ihnen so zu helfen, dass sie ihre journalistische Tätigkeit weiterführen oder wiederaufnehmen können. […] Nach Misshandlungen oder Anschlägen ermöglichen wir bedrohten Journalisten eine medizinische Behandlung. […] Reporter ohne Grenzen finanziert sich aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen, sowie durch den Verkauf dieses Fotobuchs.
Wie teuer und wo bestellen?
Der Preis für Fotos für die Pressefreiheit beträgt gerade mal 14 Euro – keine zusätzlichen Versandkosten innerhalb Deutschlands.
Da die meisten Menschen die sich mit Fotografie beschäftigen wohl nicht zu den Allerärmsten gehören – hier eine Kamera für 500 Euro, da ein Objektiv – wird der Preis wohl kaum weh tun, wenn man ehrlich ist. Aber selbst wenn – es ist ja nicht so, als bekäme man nichts geboten. Also los.
Bestellt werden kann der Fotoband hier: Fotos für die Pressefreiheit. Natürlich gibt es dort auch die Ausgaben der vergangenen Jahre.
Ich hoffe, ich konnte den / die ein oder andere(n) dazu bewegen sich diesen wunderbaren Fotoband zu kaufen. Ich selbst habe jedes Exemplar der letzten fünf Jahre und war jedes Mal begeistert.
Vielen Dank an Reporter ohne Grenzen, für die Erlaubnis, die Bilder zu benutzen!
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